TA-Media-Tochter hinkt swiss­click weit hinter­her

18. August 2000

And the winner is… Swissclick!

lm Eilzugstempo wollte die TA-Media mit Winner Market zur „neuen Nummer Eins“ im Geschäft mit den Online-Kleinanzeigen avancieren. Eine neue Studie zeigt: Ihr Expartner Swissclick AG hat noch immer dreimal mehr Nutzer. Bei der Swissclick AG ist man auch nach einem Jahr noch stinksauer auf die TA-Media: Das Zürcher Medienhaus hatte die Verlegerallianz für Online-Rubrikenanzeigen 1997 mitbegründet, gemeinsam mit der NZZ, der Basler Mediengruppe, Edipresse und der Publigroupe. Doch Mitte 1999 kehrte die TA-Media der Swissclick abrupt den Rücken. Mit ihrem Soloangebot Winner Market strebte sie die Marktführung allein an. Seit Anfang Jahr ist sie im Internet präsent.

Die verbleibenden Verlagspartner nahmen den Fehdehandschuh auf. Am 20. August lanciert die Swissclick ihren Webauftritt neu. Wie Winner Market will sie ebenfalls die nationale Nummer eins werden unter den Internetportalen für Stellen-, Occasionen-, Wohnungs- oder Reiseangebote. «Der Austritt der TA-Media hat uns wachgerüttelt», sagt der sonst so zurückhaltende NZZ- Chef und Swissclick-Präsident Marco de Stoppani und fügt angriffig an: «Wir führen heute ein Kopfan-Kopf-Rennen.
Die Swissclick befindet sich in der Poleposition, und wir geben Vollgas.» Die neue Marktumfrage der Wemf AG für Werbemedienforschung, gibt der Swissclick Auftrieb: Die noch unveröffentlichte Studie «MA Commis 2000» zählt rund 200:000 Personen zum weitesten Nutzerkreis des Verlegerdienstes; das sind die, die in den letzten sechs Monaten die Website besucht haben. Die junge Winner-Market- AG verzeichnet dagegen dreimal weniger Nutzer. «Wir haben die Winner Market erst im April richtig lanciert», kontert TA-Media-Marketingchef Kurt W. Zimmermann. «Die Studie sagt nichts über das Winner-Angebot aus.» Mit 5,8 Millionen abgerufenen Seiten im Juli sei Winner im Gegenteil führend. Die Querverbindung zum Partnerportal Bluewin in etwa zwei Wochen soll diese Zahl weiter steigern.

Die Swissclick weist durchschnittlich 3,5 Millionen Page-Impressions pro Monat aus und will den Verkehr mit einer Kooperation mit dem Freesurf-Portal steigern. Die Verleger schwenken jetzt auf eine neue Strategie ein, nach der Winner Market, auch die Swissclick. Bisher schaufelte die Swissclick die Kleininserate aus den Zeitungen und Zeitschriften der rund 60 assoziierten Verlagshäuser ins Internet. jetztwollen sie sich ihrerseits eine saftige Tranche vom zumindest kurzfristig wachsenden Geschäft mit den Online-Inseraten abschneiden (die Preise sollen sinken), aber auch vom E-Commerce, zum Beispiel mit Online-Auktionen oder Karriereberatung.

Dafür greifen sie tief in die Tasche: 40 Millionen Franken will die Swissclick in den nächsten zwei bis drei Jahren investieren. Bei der Winner Market sind es 60 Millionen. «Der vor ein paar Jahren prognostizierte Erdrutsch hat nicht stattgefunden), sagt NZZ-Chef de Stoppani. Im Gegenteil: Vor allem die Stellenanzeigen in ihren Zeitungen boomen weiter. Auch wenn etwa Andre Simmen, bei der Credit Suisse fürs Online-Personalmarketing zuständig, sagt: «Ich gehe davon aus, dass wir in zwei bis drei Jahren nur noch halb so viel Stelleninserate in Zeitungen schalten werden.» Im lnternet stehen die Verleger aber nicht nur stärker miteinander im Konkurrenzkampf, sondern auch mit Branchenspezialisten. Das bekamen sie kürzlich schmerzlich zu spüren: Die Credit Suisse evaluierte mögliche Partner für ihr Online- Stellenmarketing. Schliesslich bevorzugte die Credit Suisse die einschlägigen Onlinedienste Humanline und Topjobs Net. Wie man sich im boomenden Geschäft Marktanteile sichert, das macht Scout24 den Verlegern vor. Der internationale Online-Marktplatz hat seit April ein halbes Dutzend Schweizer Firmen gekauft darunter Humanline und Immo Online.